29
Apr
2016

In Stalins Land

2

Jonas schläft noch einmal ein und besucht den lieben Gott, der über den Wolken wohnt. Er ist schon über zwei Jahre alt, aber der liebe Gott ist älter als tausend Jahre. Tausend und tausend mal so alt. Und er hat die Welt erschaffen.
Ben wird bald zur Schule kommen und dann ist Jonas der einzige der Kinder, der zu Hause bleiben muss. Die Mutti hat Ben zum Kindergarten gebracht, und die Großen sind in der Schule.
Jonas solle ein wenig schlafen, hatte die Mutti gesagt. Sie hatte ihn aufs Töpfchen gesetzt und ihn gelobt, weil er in der Nacht nicht eingepullert hatte. Der Papa verkauft unten im Laden und alles still ringsum ist verzaubert vom lieben Gott.
Bens Bett steht auf der anderen Seite des Fensters neben dem Klavier.
Vorhin war noch so Trubel, als die Großen aufgestanden sind, der Papa hatte den Ladenschlüssel gesucht wie jeden Morgen, die Mutti hatte Ben angezogen, weil er immer so trödelt, und Ben hatte ihm die Zunge raus gestreckt.
Die große Maja hatte ihm über den Kopf gestreichelt.
„Du hast es gut, du brauchst nicht zur Schule.“
Maja hat immer so eine harte Hand, Jonas mag sie nicht. Sie ist Papas Liebling. Mutti sagte einmal:
„Sie ist sein ganzer Stolz, die beste Schülerin in der Klasse, sie bekommt nur Einsen.“
Aber Mutti mag Maja auch nicht, das weiß Jonas schon lange.
Michael, der große Bruder ist immer still. Er ist nicht so gut in der Schule wie Maja und sollte bald abgehen, um einen Beruf zu lernen, hat neulich Papa zur Mutti gesagt, als sie im Bett lagen, Mutti und Papa nebenan in ihrem Bett reden immer so laut, Jonas hat alles in seinem Gitterbettchen gehört und über das Wort „abgehen“ nachgedacht. Michael wird immer verprügelt, wenn er ein Zeugnis nach Hause bringt. Darüber ist er so still geworden.
Wo soll denn Michael hingehen, wenn er nicht mehr zur Schule geht?
Michael ist fünf Jahre jünger als Maja, beide haben den Krieg noch erlebt, aber darüber reden sie nicht mit Jonas. Nur die Mutti hatte einmal gesagt:
„Wir waren auf der Flucht damals, kleiner Jonas, das war ganz hart.“
Aber am Sonntag will Michael ihn mit zu seinen Kaninchen nehmen, Jonas darf sie dann streicheln. Michael besitzt die Kaninchenställe hinter dem Hühnerstall und vor Opas Garten. Das ist seine Zwischenwelt, hatte er mal zu Jonas gesagt und gelacht, ganz glücklich war er, nicht so geduckt wie sonst, wenn der Papa schimpft mit ihm.
Allein darf Jonas nicht zu den Kaninchen, er darf auch nicht in Opas Garten. Es gibt so vieles, was er nicht darf.

Und darüber ist er eingeschlafen, er hatte eine Taube auf dem Dach nebenan gesehen, die war da lang spaziert und hatte zu ihm ins Fenster geguckt. Alle waren schon fort, er war ganz allein, der Himmel war wie Milch als wäre sie mitten in Wolken, ja als würden sie schwimmen darin.
Jonas hatte dran gedacht, dass der liebe Gott manchmal in Gestalt einer Taube die Erde besuchen kommt, das hatte ihm der Opa beim Kaffee trinken erzählt. Und wenn man Gott treffen will, muss man die Hände falten wie alle es taten, bevor sie der Omas Kuchen anbissen, und sie hatten alle Gott für das tägliche Brot gedankt.
Und weil Jonas so allein ist und die Taube sieht, schließt er die Augen und faltet die Hände über der Brust, um den lieben Gott zu besuchen. Er setzt sich auf die Taube und flog fort bis über die Wolken - und schlief ein.

„Das gibt es nicht!“ Die Stimme Papas holt ihn in die Welt zurück.
Es ist aber so hell ist, da hat Jonas keine Angst, die Helligkeit nimmt er sogar durch die geschlossenen Augen wahr, die er jetzt öffnet, er sieht Papas Gesicht und Muttis Gesicht und das Gesicht von Frau Rolle, die auch im Laden verkauft. Alle drei haben sich über sein Gitterbettchen gebeugt und Jonas hat seine Hände immer noch gefaltet, weil er doch den lieben Gott besuchen wollte, das ist ihm nicht gelungen.
Die drei Gesichter lachen, Mutti und Frau Rolle anders als der Papa, der freut sich richtig.
„Der Kleine hat gebetet und ist eingeschlafen.“
Jonas lächelt etwas verschämt und faltet seine Finger auseinander.
„Es ist ihm peinlich“, flüstert Papa ganz gerührt und hebt ihn hoch, die Frauen lachen.
„Der Süsse“, ruft Papa und drückt ihn an sein Gesicht und pustet durch das Nachthemd auf seinen nackten Bauch, dass Jonas juchzen muss und wie verrückt mit den Füßchen strampelt.
„Mein Scholli.“
Von diesem Tag an ist nicht mehr Maja das Lieblingskind des Papa, und der Papa ist der einzige, der „Scholli“ zu ihm sagt.
(Jahre später, da ist Jonas schon größer, aus der Pubertät erwachend, stirbt der Papa und große Bruder Michael beginnt ihn auch „Scholli“ zu nennen, als wolle er ein väterliches Erbe antreten.)

Als der alte Jonas am Morgen aufstand, entdeckte er zwei getippte Seiten neben der Schreibmaschine. Er überflog sie und stutzte. Habe er das in der Nacht geschrieben? Und legte die Seiten in eine Schublade.
Und ging ins Bad.
Es sollte ein schöner Frühsommertag werden, das Wetter wirkte so beständig und zuverlässig wie ein Versprechen, früher hätte Jonas gesagt, wie ein Versprechen Gottes, doch die Zeiten der naiven und tiefen Religiosität eines kleines Kindes sind längst vergangen. Allerdings wenn er das geschrieben habe, was heute früh neben der Schreibmaschine zu lesen war, dann ist es ein Zeichen, dass tief in ihm drin immer noch eine christliche Prägung ist, die sich in Träumen bemerkbar macht wie alte Wunden als Narben sichtbar bleiben. Heute würde er bei Verstand und nicht träumend eher den griechischen Gott Apollo loben, der ein Versprechen auf einen schönen Tag gibt, als den Gott des Frühlings. Erkenne dich selbst.
Nach dem Frühstück ging er in den Garten, die Tür zur Wohnung ließ er weit offen, die Katze Bonjuk lief schnuppernd heraus, er wird sie den ganzen Tag nicht mehr sehen, der Winter ist endgültig vorbei. Was für ein wundervoller Tag für eine Katze im Garten...
Seinen Kaffee trank er am Wasser.
Die Sonne funkelte auf den Wellen und einige Sportboote zogen vorüber wie heitere Gedanken, „die uns nicht weiter beschweren“.
Am Wasser befindet sich eine kleine Ecke unter einer Weide, windgeschützt und voller Frieden.
„Wie oft saßen wir hier als wir eine Familie waren, früher meine erste Frau mit der Tochter, bis vor sieben Jahren meine zweite Frau... seitdem bin ich allein.“
Jonas sah sich um, es musste hier gar nicht viel getan werden, die Holzbänke, der Tisch waren zeitlos gediegen.
Er wusste, dass Wellen am Ufer leise schmatzten, wenn sie aufliefen.
Er wusste es aus seiner Erinnerung, aber er konnte es heute nicht mehr erfahren, solche feinen Geräusche hörte er schon lange nicht mehr, nicht einmal das Schnattern der Enten, seine Schwerhörigkeit war inzwischen weit fort geschritten, doch in der Erinnerung waren all diese Geräusche noch da... wie der Gesang der Vögel und das leise Raunen des Windes. Jonas war ohne Geräte taub wie Beethoven.
Die Zigarre schmeckte ihm gut, die Luft war frisch, aber nicht kalt.
Ein Ausflugsdampfer zog vorbei. Einige wenige Menschen saßen auf dem Deck in Liegestühlen und hielten lächelnd das Gesicht in die Sonne bei geschlossenen Augen.
Er könnte heute Nachmittag hier die Bänke und den Tisch streichen, überlegte der alte Jonas. Den Platz sollten auch die neuen Mieter nutzen können.
In ihm war ein gespaltenes Gefühl. Wer blind wird, verliert den Kontakt zu den Dingen, wer taub wird, den zu den Menschen, heißt es. Das konnte er bestätigen. Vor sieben Jahren war seine zweite Frau verstorben, unabhängig davon hatte seine Schwerhörigkeit Ausmaße erreicht, die jedes Gespräch mit anderen zu einer großen Anstrengung auch für seinen Gegenüber machten. Er verstand oft nur die Hälfte und dann natürlich auch noch falsch. Das führte zu Missverständnissen, ja Ärgernissen. Natürlich tat die Trauer das ihre dazu, dass er sich isolierte, zurückzog, und damals empfand er das Internet als einen Segen für sich.
Er konnte in Chaträumen schriftlich kommunizieren und niemand bemerkte seine Schwerhörigkeit. Bald genügte ihm diese Art der Kommunikation nicht mehr, er entdeckte das Vergnügen erfundene Geschichten zu schreiben, die wenn sie gelingen mehr als die einfache Wahrheit sind. Vor zehn Jahren und mehr herrschte im Internet eine sehr fröhliche und freundliche Kommunikation vor.
„Aber im realen Leben zog ich mich von Menschen zurück. Ich kaufte mir gute Höranlagen für Rundfunk und Fernsehen und hatte auch durch das Internet das Ohr an der Zeit, wie es so schön heißt. Es war jedoch nur ein Ersatz, in den letzten zwei oder drei Jahren wuchs meine Desillusionierung, und ich erkannte wie der klare See des Internets sich von Jahr zu Jahr in einen Dreckstümpel verwandelte. Missgunst, Neid, anonymer Hass überschwemmte dieses Medium dermaßen, das es mich anwiderte.“

Sein gespaltenes Gefühl entstand, als seine Tochter vor einiger Zeit am Telefon, er besitzt ein extra lautes, erfuhr, es war zur Weihnachten, dass in der Nachbarschaft eine Wohnung ausgebrannt war, und er noch nicht einmal die Feuerwehrsirenen gehört. Alle Bürger wurden des Nachts aufgefordert aus Sicherheitsgründen ihre Häuser zu verlassen und auf die Straße zu gehen.
Er hatte selig durchgeschlafen.
Seine Tochter kommentierte aus London:
„Du hättest verbrennen können, Papa!“
Jonas entgegnete lachend:
„Es ist ja alles gut gegangen, Kind.“

Schon einen Monat später meldete sie sich mit einem Vorschlag, der ihn tagelang beschäftigte.
Ihre Zahnärztin ist eine junge Frau noch, deren Eltern aus Irak einst vor mehr als zwanzig Jahren eingewandert waren, die also schon als Kind in London lebte, zur Schule ging und studierte, sie besaß die britische Staatsangehörigkeit und beherrsche auch die deutsche Sprache. Sie wolle noch Berlin ziehen, hätten einen entfernten Cousin aus Bagdad geheiratet, der Lehrer sei und leidlich deutsch spreche.
Sie könne in Berlin die Praxis eines alten Zahnarztes übernehmen und suche eine Wohnung. Die beiden haben eine siebenjährige Tochter.
Seine Tochter konnte sehr hartnäckig sein. Jonas hörte aus ihrer Argumentation durchaus die besorgte Liebe einer Tochter für ihren alten Vater heraus.
Einmal sagte er:
„Meine Tochter ist meine Achillesferse.“ Und lächelte dabei.
Das war einfach zu verstehen: Gezwungen einsam zu sein, stellt sich bald beim Menschen so ein Trotzgefühl ein, so ein „Man muss mich nicht lieben.“ Nur beim eigenen Kind versagt das jedenfalls bei Jonas.
Er hörte ihr zu, obwohl das Hören ihm doch so schwerfiel.

Sieben Jahre sind auch im Leben eines Menschen eine lange Zeit. Er war nur fünf Jahre mit meiner zweiten Frau verheiratet, und heute erschien ihm die Zeit mit ihr wie ein dickes Buch voll mit wundervollen Erlebnissen, Gesprächen und Zärtlichkeiten, selbst mit dem Schönsten überhaupt, das man mit einem anderen Menschen erleben, das zugewandte zärtliche Schweigen.
Jetzt sieben Jahre danach empfand ich die Zeit danach als ein schmales Heftchen, dabei ist sie noch länger gewesen als die Jahre unserer Ehe , wenn man die Zeit physikalisch misst.
„Ich bin nicht unglücklich deswegen, alles hat seine Zeit, das steht schon in der Bibel.“ Auch das Lebensbuch eines jeden von uns allen hat scheinbar langweilige und scheinbar spannende Abschnitte, kurzweilige und sich streckende ohne Spannung. Alles ist notwendig, und er hadert nicht. Wenn er auch an kein höheres Wesen mehr glaube, dass alles für uns bereit hält, glaube er auf eine unerklärliche Weise daran, dass Seiten eines Lebensbuches schon geschrieben sind, bevor wir davon wissen.
Jeder Schritt in die angebliche Ungewissheit einer Zukunft macht uns bange, doch wenn wir wissen, dass die Zukunft schon bestimmt ist, wenn wir uns einen gewissen Fatalismus zu eigen machen, legt sich die Bangigkeit.

Er versuchte auf das Neue, das durch seine Tochter angeregt, da auf ihn zukommen soll, ohne Erwartung zu reagieren und die Trauer wegen des Abschieds vom siebenjährigen Schlaf, in dem er das Alleinsein lernte, abzulegen wie einen alten Mantel.

„Ja, meine Tochter hatte ja Recht, ich höre die Sirenen von Feuerwehr und Polizei nicht mehr, wenn die Hörgeräte draußen sind.“

Übers Internet hatten sie per Bildschirm telefoniert, und an einem Abend wenig später hatte sich auch die junge Zahnärztin vorgestellt. Sie zeigte eine lächelnde Ausstrahlung und Ruhe und war von außergewöhnlicher Schönheit.
„Wie heißen Sie?“ fragte Jonas.
„Charda“, antwortete sie, „und mit zweiten Namen Djamila.“
„Schreiben Sie mir das bitte auf“, bat er, „ich höre schlecht.“
„Ich weiß, Sie hören aber nicht schlecht, sie hören schwer.“
Und sie schrieb ihm die Namen in die Spalte unter dem Bild.
Seine Tochter neben ihr kicherte etwas.
„Wahrscheinlich dachte sie, dass ich manchmal schlecht hörte, anstatt schwer, aber das kommt auch vom schwer hören, oder.“
„Wie heißt ihr Mann?“ wollte er wissen.
„Samir“, sagte sie, „und unsere Tochter Fatima.“
Und sie schrieb auch diese beiden Namen auf.
Er sah ihr dabei zu und beobachtete eine gewisse respektvolle Art, die ihm gefiel.
Dann sagte er:
„Ich bin ein alter schwerhöriger Mann und lebe sehr zurückgezogen und habe mich an das Alleinsein gewöhnt.“
„Ja, ich weiß.“ Jetzt lächelte sie - und hatte ihn überzeugt.
„Die freie Wohnung hat drei Zimmer und ist leer geräumt und renoviert, Sie sind willkommen.“
„Oha“, sprach seine Tochter dazwischen, „mein Papa kann auch charmant sein.“
Die Irakerin lachte nicht.
Sie sah ihn ernst an.
„Wie heißen Sie?“ fragte sie.
„Jonas“, antwortete er, „Jonas Timm.“
„Jonas im Walfisch“, da lächelte sie.
Sie überlegte etwas.
„Wenn Sie es wünschen, werden wir so unauffällig neben ihnen leben, dass sie uns gar nicht bemerken.“
Jetzt lächelte er.
„Wie Geister aus dem Morgenland, woher wir doch alle stammen, wenn man es genau nimmt.“
Seine Tochter lachte schallend dazwischen.
„Mein Papa, der alte Philosoph.“

27
Apr
2016

In Stalins Land

1

So, sie schien noch ganz gut zu funktionieren.
Er war überrascht und erfreut.
Eine Schreibmaschine war inzwischen eine seltene Maschine geworden. So selten wie ein einzelnes und freies Leben, so selten wie unabhängiges Denken. Jeder schrieb heutzutage auf eine Tastatur, die lautlos ist, und jeder schrieb in einen Computer hinein als wäre das sein zweites Gehirn, dem man blind vertrauen kann. Dabei hatte doch dieses zweite Hirn längst sein Fach in einer großen amerikanischen Überwachungsanstalt eingenommen, um besser kontrolliert zu sein. Wohlgemerkt geschah dies freiwillig, das erste Hirn hatte da nichts einzuwenden.
Und so schrieb man und schrieb und ließ sich überwachen.
Er meinte, auch diejenigen schrieben, die besser gar nichts schreiben sollten.

So nach und nach verschmelzen die Gehirne bis wir allesamt auf dieser Welt ein einziges Wesen sind. Und die Individualität wird so selten wie ein ein schöner und vollkommener Kristall in einem verschütteten Bergwerk. Wir waren und sind auf dem Weg dahin..
Aber der alte Jonas wollte deswegen nicht klagen und dachte so manches Mal an seine alte Großmutter, die über neue Moden in neuen Zeiten grundsätzlich murmelte, „wer weeß, wozu it gutt is.“

Im Alter entsteht ja des öfteren ein gewisser Fatalismus, auch Jonas kam es schon ab und zu in den Sinn, was habe ich eigentlich noch mit der Welt zu schaffen, der Welt der Computer und des Internets. Die gewisse Gleichmacherei, die einher geht mit einer Verflachung der Kultur ist doch an alte Menschen nicht eigentlich interessiert, welche sich anschicken die Welt mit ihren Moden zu verlassen.
Vielleicht hat aber das Alter auch eine gewisse Kraft entwickelt, immun zu sein, weil es nicht mehr beachtet wird. Das System spürt nicht die Gefahr, die vom Alter ausgehen könnte.
Lange Jahre beteiligte er sich am Internet und schrieb Geschichten, Artikel, Kommentare über den Computer hinein in das große gemeinsame Gehirn wie eine Ameise mit tausend anderen Ameisen Hälmchen für Hälmchen sammelt und zu einem großen Haufen bringt, auf den sich ein nackter Hintern besser nicht setzt.
Bei all dem Lärm, welche die Welt erzeugt, sollte man jedoch nie vergessen, dass die Sprache der Vernunft zwar leise ist, aber nie verstummt.

Einige erinnern sich an J.T.s Internetpräsenz, die er unter diesem Kürzel hatte. Es gibt welche, die schätzten ihn wegen seiner klaren Sprache, wegen seines unabhängigen Geists, der gar nicht so unbedingt darauf aus war, Anhänger zu bekommen. Obwohl er selbst gern Goethe zitierte, der anmerkte, dass ein jeder Mensch darauf aus ist, Anhänger zu gewinnen.
Aber das machte J.T. aus, wenn er dann gewissermaßen lächelnd zugab, vielleicht bin ich auch nicht ganz ehrlich zu mir selbst.
Nun er versuchte jedenfalls unbestechlich zu sein zu Es ging ihm nicht um Selbstdarstellung, sondern um Problembehandlungen, in denen er ja nur Vorschläge machte. Einige vermissten ihn wenigstens ein paar Wochen, aber nach ein paar Monaten war er vergessen. Er war für die Welt gestorben, jedoch in Wahrheit noch ganz da.

Sein Unbehagen wuchs von Jahr zu Jahr, von Monat zu Monat, das Internet erscheint ihm inzwischen wie ein furchtbarer Drachen, der in seinem unersättlichen Appetit jeden Morgen schon Jungfrauen verschlingt und abends Teufel ausspuckt. Oberflächlichkeit geht einher mit Hass und Dummheit, ein riesiger Ort für Kleinbürger, „bekomme ich nun im Alter von 65 Jahren im Jahre 2015 eine Ahnung wie einst der Faschismus entstanden sein mag.“ So weit ging er in seiner Einschätzung. Jonas Timm löschte von einem Tag auf den anderen alle seine Texte und seinen eigenen Blog im Internet.
Er machte sich unsichtbar.
„Damals als meine Eltern junge Leute waren in dieser Kleinstadt in der Uckermark, begann da nicht auch eine große Gleichmacherei, die des Faschismus der Deutschen überhaupt?“
Zehn Jahre nach dem Zusammenbruch dieses Höllenreichs würde er vielleicht im Alter von fünf Jahren seine Oma gefragt haben, „ist das zu irgendwas gut?“
Sie war eine ungebildete Zigeunerin, das war ein großes Geheimnis der Familie und hätte schallend gelacht,“kumm, min Jung, ick hav frisch Ziegenmilch for dich“, und er wäre schreiend davon gelaufen, raus über den Hühnerhof durch die gackernden Hennen und dem wütend krähenden Hahn über das Kopfsteinpflaster, hätte die alte Holztür aufgestoßen, vorbei an des Großvaters Werkstatt, den verwaisten Schweineställen über den Hof mit der Teppichstange, links die Plumpsklos, den Plattenweg hoch zwischen Waschküche und Ladenbüro des Vaters, die Tür zum Haupthaus aufstoßend, die knarrenden Treppen hinauf, geklingelt im Sturm bis die Mutti die Tür geöffnet hätte zum Wohnzimmer... „was ist denn, mein kleiner Jonas?“, hätte stammelnd geantwortet, „die Oma will, dass ich warme Ziegenmilch trinke.“
„Ach, die Oma, die weiß es nicht besser“, im Arm der Mutter wurde Jonas getröstet, „musst nicht trinken.“
Vielleicht hätte sie ihm einen Pudding gekocht mit frischer Kuhmilch, wer weiß, wer weiß...

Er war ja schon ein alter Mann und beschloss von einem Tag auf den anderen nicht mehr den Raum des Internets zu betreten.
„Zigeunerin“ sagt man nicht, es ist eine „Roma“ würde man mich heute im Internet der misslaunigen Besserwisser belehren, meine Oma hatte ja schon damals niemand offen selbst als eine der Roma bezeichnet, vom Großvater verborgen ist sie unbehelligt durch die Nazizeit gekommen.
Niemand sagt mehr „Zigeuner“ und niemand schreibt mehr auf einer Schreibmaschine, außer ein vergessener alter Mann.

Und da saß er nun vor einer Woche und schaute den dunklen Monitor an, die verwaiste Tastatur und verspürte so ein Sehnen, so ein Ziehen, eine unbefriedigte Sucht zu schreiben, aber wo, für wen und warum, das wusste er nicht. Er wusste nur, nicht der Abschied aus dem Internet war das Problem
„Nein, im Internet fühlte ich mich nicht mehr zu Hause, unmerklich war ich im Alter von einem Tag zum anderen ein Fossil geworden.“
Aber er wusste, das Vergessen seines Lebens war ein großes Problem, für ihn ein tragisches. Nein, er brauchte keine Anhänger, er brauchte ein Gespräch mit sich selbst, um über sich selbst klar zu werden.

Da neue Mieter einziehen wollten, denen er angeboten hatte, auch den Dachboden mit zu nutzen, begann er aufzuräumen und altes Mobiliar zusammen zu stellen für die Entsorgung. Eigentlich nur um sich abzulenken von diesem Sehnen, dem Ziehen und der Sucht, er hätte das alles auch der Entsorgungsfirma übertragen können.
Ganz in der Ecke entdeckte er zwischen all den Möbeln und Kisten die Schreibmaschine aus seines Vaters Ladenbüro, abgedeckt mit einer Lederhülle, tüchtig verstaubt, in einem Winkel versteckt wie ein kleines ängstliches Kind.
Sie funktionierte noch tadellos. „Ich hatte sie sorgfältig geputzt und frisch geölt wie man ein Baby wäscht und windelt.“
Schwarz glänzend stand sie da auf dem Schreibtisch, triumphierend wieder den Computer verdrängt und wartete geduldig auf die Nacht, in der Träume lebendig werden.
Wirklich, sollte das eine Antwort auf sein Sehnen sein?


Früher schrieben wenige auf eine Schreibmaschine, deren Druckrollen so Stück für Stück das Geschriebene nach oben rückten bis das fertig beschriebene Blatt ausgespuckt wurde von der Maschine. Die Maschine diente dem Schreibenden mit einem erst einmal erscheinenden Produkt, einem bedruckten Bogen weißen Papier mit vorzugsweise schwarzen Buchstaben, der schon einmal aussahen wie die Seite eines Buches.
Schön war das, richtig schön, obwohl dann die Mühen der Korrektur begannen, handschriftlich gekritzelt und gestrichen wurde, begann dann das erneute Abtippen und irgendwann strahlte das fertige Blatt triumphierend, endgültig vollendet.

Jonas brachte es als junger Mann auf bis zu einhundert Korrekturen. Das gab so manches lustiges Feuer im Kamin von den von voll kritzelten und immer neu korrigierten Seiten, aber zum Schluss stand da das fertige Blatt, zu rein, um noch verbrannt zu werden...
Generationen davor hatten mit dem Kugelschreiber geschrieben, mit dem Füllfederhalten und Zeiten zuvor schrieb man mit dem Gänsekiel.
Natürlich kenne auch er den Lauf der Zeit und weiß, dass man im Alter die Dinge und Gewohnheiten der Jugend höher schätzt, als sie es oft verdienen.
Aber hier gilt: es ist so wie es ist.
Er hatte offenbar schon geschrieben, als es noch keine Computer gab. Davon ist wohl nichts überliefert.

„Für mich ist es kein Vergnügen auf einer lautlosen Tastatur eines PC einzuprügeln und verzweifelt aufzuschreien, wenn bei einem versehentlichen Berühren einer Taste mit einem Code plötzlich sich Fenster auftun, Fußzeilen eingerichtet werden wollen, der Bildschirm sich halbiert, Absätze automatisch mit Einzügen und Aufzählungen aufgetan werden und ähnliches, das sich ein durchgeknallter Programmierer ausgedacht hat und noch unbedingt versteckt in der Tastatur unterbringen musste, ganz zu schweigen von der automatischen Wortfindung.
Wenn Goethe heute seine Zeile: „Über allen Gipfeln ist Ruh‘“ auf eine PC-Tastatur schreiben würde und sinnend zum Monitor aufblickte, fände er wahrscheinlich plötzlich ein Fenster quer über seine getippten Worte „Übersicht allermeist für Zipfelmützen finden sie in den Ruhemöbeln von Schulze & Co. - zum Sonderangebot klicken Sie auf Bauhaus Schlafmöbel 3. Etage“, da verginge dem Alten mit Sicherheit das Dichten.
Dieses „aber das habe ich doch gar nicht geschrieben“ zählt da nicht, wer solches von sich gibt ist nichts weiter als ein störrischer Alter.
„Es lebe das Maschinendenken und Tod dem menschlichen Gehirn. Aber ich verliere mich im nutzlosen Anrennen gegen Windmühlen.“
Das Blatt fand sich und ist wohl neueren Datums, als er zurückkehrte zur Schreibmaschine.

„Von Anfang war es die Sprache, die aus dem Menschen ein Wesen machte, dass allen anderen Tieren überlegen war. Erst kürzlich sah ich eine Dokumentation über die Entstehung des Menschen, seinen aufrechten Gang, den Beginn von Kultur, die Fähigkeit Werkzeuge herzustellen, Arbeit zielbewusst zu verrichten und bei all dem die Wichtigkeit der Sprache. Ein Forscher war der Ansicht, Sprache entstand aus einer Notwendigkeit heraus als die Waffen aufkamen.
Selbst der Stärkste einer Gruppe konnte des Nachts mit einem Stock, an dem vorn eine Steinspitze befestigt war, von dem Schwächsten im Schlaf getötet werden in der Höhle der sogenannten Höhlenmenschen. Es war eine Frage des Überlebens, welcher ein Freund war und welcher ein Feind. Dazu mussten die neuen Wesen miteinander kommunizieren.
Dieser Forscher behauptete, das wäre auch ein Grund von der Entstehung angeblich sinnlosen Geschwätzes, wie man es heute sehr verbreitet im Alltag wahrnehmen kann. Sinnloses Geschwätz macht dem Gegenüber klar, wie der andere wirklich denkt und fühlt, welche Ziele er eventuell haben kann, blättert gewissermaßen das Buch des Unbewussten eines Menschen auf.
Man braucht nur Frauen beim Gespräch zuhören, wenn sie sich über neue Frisuren austauschen oder Mode oder Männer. Und man braucht nur Männern zuhören, wenn sie über Politik reden, über Fußball oder Frauen.
Es ist in beiden Fällen sinnloses Geschwätz, und in diesen Fällen macht es den miteinander Sprechenden klar, ob sie es mit jemanden zu tun haben, der ihnen des Nachts ein Speer ins Herz rammen könnte oder der einen weckt, wenn Gefahren drohen.
Das ist der Sinn der Sprache. Bist du mein Freund oder mein Feind?
Wirst du mein Anhänger oder mein Gegner? So entstand das Reden, oft getarnt als sinnloses Geschwätz, abends in Höhlen beim Feuerschein.
Danach entstand Kultur, Kunst und auch Religion und die Schriftsprache, weil Menschen sich in immer höheren Ebenen verständigen wollten.
Irgendwann wurde die Druckkunst erfunden und irgendwann die Schreibmaschine.
Wenn man schreibt, möchte man Anhänger gewinnen mit denen man gar keinen realen Kontakt hat. Man gründet Sekten und Religionen, erfindet Ideologien und Philosophien, erzählt Geschichten und Romane, und lässt die Herzen fremder Menschen höher schlagen bei einem guten Gedicht über die Liebe.
Schriftrollen wurden abgeschrieben und weiter gereicht, Bücher wurden auf einmal gedruckt und verteilt, und irgendwann zur Ware.“

Der kleine Jonas versteckte sich vor mehr als sechzig Jahren in dem Gewimmel der Erwachsenen wie ein unsichtbarer Troll. Leise kichernd beobachtete er vom Büro durch die halb geöffnete Tür die schwatzenden Kunden, dazwischen der Papa und Frau Rolle, vorn an der Kasse die Mutti. Das ganze Büro war voll gestapelt mit Schuhkartons, heute Vormittag kam die Lieferung, die Kleinstadtbürger erschienen, ja selbst aus den Dörfern kamen Kunden, meist dicke Bäuerinnen mit roten Gesichtern, im Schuhhaus Timm ist Ware eingetroffen, sogar echte Lederschuhe sollen dabei sein. Seit dem Morgen stand die Schlange vor dem Laden, und der Papa strahlte und lief herum und bändigte das Chaos. Niemand bemerkte den kleinen Jonas. Zur Mittagspause wurde der Laden leerer, niemand kam mehr herein, Maja war zurück aus der Schule und bewachte die Eingangstür. Die Stimmen verebbten nach und nach, Mutti eilte vorbei ohne ihn zwischen den Kartons zu sehen, sie eilte nach oben, um Kohlgehacktes zu kochen, Jonas schlich sich zum Schreibtisch und kletterte auf den Stuhl, da stand die Schreibmaschine, und Blatt Papier war eingespannt, hier tippte immer der Papa die Abrechnungen.
Oh, Jonas drückte eine Taste und der schwarze Buchstabe sprang aus der Maschine aufs weiße Papier und der nächste und der nächste ... QWERTZUIOPÜASDFGHJKLÖÄYXCVBNM.
Jonas kicherte.
Irgend woher rief Mutti:
„Hat jemand Jonas gesehen?“
1234567890ß!“§$%&/()=?
Wollte der kleine Jonas schon Anhänger gewinnen?
Der Papa lachte, denn natürlich hat er ihn als erster entdeckt.
„Nun komm, irgendwann wird Scholli noch mal ein Dichter.“

25
Apr
2016

Die vergessene Straße in einer großen Stadt

Die Straße kam ihm vertraut vor wie eine Erinnerung, als wäre sein Gehirn ein Bergwerk, und er hatte einen verschüttet geglaubten Stollen entdeckt. Er ging langsam und genoss die klare kalte Luft in tiefen Zügen.
Es war April, der fünfundsechzigste April seines Lebens.
Er ging planlos und seine Füße hatten ihn von allein hierher getragen wie man ein Buch wahllos aus einem Bücherregal zieht und beginnt darin zu lesen. Wort für Wort wird einem klar, dass man selbst einst eine Figur in diesem Roman war. Die Welt ist eine riesige Bibliothek mit Tausend und Abertausenden Büchren und jeder von uns ist eine Figur in einem Buch. Aber es sind Bücher ohne Happy End, manchmal verschwinden Figuren lautlos wie Gespenster und tauchen wie dieselben Gespenster zwischen zwei anderen Buchdeckeln wieder auf. Nur tragen die Gespenster immer wieder andere Masken. Im Innern bleibt man immer derselbe und ein Schauspieler in dieser Welt.
Und jede Seite ward vergessen und taucht wieder auf wie Landschaften im Traum, in denen man einst zu Hause war. Beim Lesen, beim Laufen, beim Atmen und Denken, er war verwundert und konnte immer noch staunen.
Wann war das, als er hier lebte? In dem fünfunddreißigsten April seines Lebens vielleicht.
Die Straße lag abseits von der großen Magistrale und hatte sich äußerlich total verändert. Aber genau genommen nur so, als wenn ein Mensch sich eine neue Frisur zugelegt hat. Dort scheint ein kleines Architekturbüro zu sein, war es nicht einst eine Kneipe? Der Tabakladen war einmal ein Fotoatelier, in das Menschen hinein gingen und nie wieder heraus kamen. Man konnte sie später als Fotografien im Schaufenster in seltsamen Verkleidungen betrachten...
Die klugen Leute wissen nichts über die Wahrheiten des Lebens, sie schwatzen als Hirnforscher oder Philosophen vom Ich, das zwischen Stammhirn, Zwischenhirn und Großhirn sich versteckt hat wie ein kleines Mädchen, das Blindekuh spielt. Ich denke, also bin ich, das ist doch nur ein Kratzen an der Oberfläche.
Seine Füße waren auch sein Ich, und sie hatten von allein ihren Weg hierher gefunden. Alles kam ihm vertraut vor und war doch gleichzeitig so fremd. Er war sich selbst nicht geheuer, als würde man ihn in eine verzauberte Welt geführt haben.
Gegenüber war ein Haus eingerüstet, sein Putz hatte eine seltsame Farbe, zwischen Pink und Braun. Er blieb stehen, und es durchfuhr ihn ein tiefer Schreck.
In diesem Haus hatte er einmal gewohnt und gelebt. Er hatte eine Frau und ein Kind gehabt. Ja, so war das. Gelacht, gestritten, gegessen und getrunken, geschlafen
Er hatte dort gefühlt, gedacht, geliebt und gehasst.
Die Räume waren doch bis in die letzte Kleinigkeit ihm vertraut gewesen. Ganz oben sah er den Balkon. Das kleine Geländer war noch sichtbar, das er einst montiert hatte, das die Frau, die mit ihm lebte, die Ranken von Blumen anbinden konnte. Abends im Sommer hatte er da gesessen, ein Bier zum Feierabend getrunken, und auf diese Straße geschaut, auf das Fotoatelier, das jetzt ein Tabakladen war.
Ja, es gab keinen Zweifel. Sie werden die hässliche Putzfarbe zwischen Pink und Braun entfernen, die letzte Spur seiner Erinnerung wird weichen, und vielleicht wird er beim nächsten Mal ein gelbes Haus nicht mehr wieder erkennen.
Wie viele Aprils gibt es denn noch?

Er blieb stehen, und der Schreck wich einem großen Staunen. Er wusste gar nicht mehr, warum er einst aus diesem Leben schritt in ein neues. Es gab wohl einen großen Streit.
Worum ging es denn? Er hat es vergessen.
Das Gerüst war durch riesige Planen verdeckt, unten an der Haustür war eine Lücke offen.

Eine alte Frau schritt heraus, grau und gebeugt im dunklen Mantel. Ihr gleichgültiger Blick streifte ihn, dann wandte sie sich nach links und lief in schnellen kurzen Schritten in Richtung der großen Straße.
Sofort war ihm klar geworden, dass diese Frau einmal seine Frau war, jung und strahlend. Er hatte Jahre mit ihr gelebt... sie hatte ihn nicht erkannt.
Etwas hilflos hob er den Arm der Forteilenden nach wie einen Gruß, zu spät.
Vielleicht wird sie in der nächsten Nacht von dem alten Mann träumen, der auf der anderen Seite der Straße stand und auf ihr Haus starrte.
Vielleicht wird sie sich im Schlaf an ihn erinnern. Waren sie glückliche Menschen oder litten sie aneinander Tag für Tag mehr?
Gingen sie durch ihre Wohnung wie Gespenster, die sich voreinander verstecken oder lachten und liebten sie sich?
Das alles ist heute nicht mehr wichtig zu beantworten. Nur er selbst ist immer noch da in diesem April. Und er hat die Fähigkeit alles neu zu erfinden.

Langsam und in Gedanken als tauche er durch die Tiefen eines Ozeans ging er weiter.
Schritt für Schritt.
An der Ecke befand sich ein Café.
Er trat ein, Nischen luden freundlich zum Sitzen ein, die Farben waren frisch in Beige, Braun und Orange...
Er setzte sich und eine junge Kellnerin erschien. Er bestellte einen Kaffee und einen Weinbrand.
„Kommt sofort“, sagte sie und überließ ihn seiner Versunkenheit.
Als sie servierte, fragte er, „war hier nicht einst eine Sparkasse?“
Sie lächelte.
„Ich weiß nicht“, antwortete sie, „ich bin erst ein Jahr hier, aber ich glaube, vorher war hier eine physiotherapeutische Praxis...“
Er lächelte auch. Als die Kellnerin gegangen war, bemerkte er am Nachbartisch eine Frau, die lachte. Er sah sie erstaunt an.
„Sind Sie auf Spurensuche?“ fragte sie und ihre Augen funkelten lustig.
„Kennen Sie sich hier aus?“ fragte er zurück.
Sie lud ihn mit einer Handbewegung, sich zu ihr zu setzen.
Er nahm seinen Kaffee und seinen Weinbrand und ging hinüber.
„Vielleicht“, sagte er, „vielleicht will ich mir selbst auf die Schliche kommen“, und er hatte das Gefühl, er betrat ein neues Buch, das er noch zu schreiben hatte...
„Sie werden einiges erfahren“, sagte die Frau und wurde ernst, „über das Sie sich wundern werden.“
„Jeder Mensch ist eine eigene Welt, doch wir sind neugierig aufeinander und kommunizieren miteinander.“
Zuhören, dachte er, als die Frau begann zu erzählen, einfach nur zuhören.
Das ist es.
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